Asylwut - Charly Essenwanger

Es ist Nacht in Kaufbeuren – Neugablonz.

Und bei Nacht können die Feigen ihre Anschläge verüben. Das

Anzünden eines Asylbewerberheims, das in wenigen Tagen eröffnet werden soll,

ist aber auch gerechtfertigt. Denn die Flüchtlinge nehmen uns schließlich die

Arbeitsplätze weg, das Geld und außerdem auch unsere Frauen. Hier ist doch

niemand mehr sicher, wenn sich solches Gesindel in unseren Reihen befindet.

Hier muss ein Exempel statuiert werden.

Genau so werden Jonas und Felix, die beide noch sehr jung

sind, geködert. Gemeinsam mit ihrem Anführer, der das Sagen hat, zündeln sie in

dem Asylbewerberheim.

 

Viele der Bürger sind schockiert, doch es gibt auch die

Sorte, die sich über den Anschlag freut. Wenige, aber es gibt sie und mit ihrer

„Meinung“ halten sie nicht hinterm Berg.

Die Ermittlungen der Polizei beginnen. Vincent Zeller,

Kriminalhauptkommissar, wird mir dem Fall betraut. Vanessa Vauban wird, neben

drei anderen Kollegen, auch in die Ermittlungen mit einbezogen. Eine Frau, die

das Sagen hat? Ernsthaft? Auch das scheint einigen Bürgern nicht zu schmecken.

Aber wo denken wir auch hin, wenn Frauen in der heutigen Zeit

Führungspositionen haben? Kann das überhaupt was werden?

 

Im Zuge der Ermittlungen muss Vincent Oberbürgermeister

Zeller besuchen und darf ihn auf eine Stadtratssitzung begleiten. Und wie das

so ist, besteht der Stadtrat aus etlichen Parteien. Auch Hans Gerets ist

Mitglied und vertritt die „Aktive Partei Kaufbeuren“. Als es zur Abstimmung

kommt, ob das Asylbewerberheim wieder renoviert werden soll, platzt Gerets der

Kragen. Weil „man hört ja auch immer“, dass die Flüchtlinge nur Probleme

machen. „Man hört auch immer“, dass sie die Frauen vergewaltigen und „man hört

auch immer“, dass sie klauen. Trotzdem beschließt der Stadtrat die Renovierung.

Die Solidarität vom Großteil der Bürger ist groß, es wird

eine Mahnwache abgehalten, außerdem werden die Asylsuchenden vorübergehend

woanders untergebracht und das Dorf unterstützt, wo es nur kann. Die Stadt setzt

ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – jetzt erst recht.

Damit ist aber noch lange kein Happy End in Sicht.

 

Wer greift zu solch drastischen Maßnahmen und verursacht

drei weitere Anschläge, bei denen mehrere Leute ums Leben kommen und etliche

verletzt werden? Hat das alles etwas mit dem Wiederaufbau des Asylbewerberheims

zu tun? Oder laufen hier zwei parallele Geschichten?

 

Ein Buch, was mich wirklich teilweise sehr wütend gemacht hat. Ich habe die Geschichte auf meinem eBook-Reader gelesen. Schon bei Lesestatus 2% hatte ich den Eindruck, ich muss mich beherrschen, um nicht komplett aus der Haut zu fahren.

„Deutschland soll den Deutschen gehören“, als Schlachtruf zu benutzen, wenn man gerade ein Asylbewerberheim anzündet, finde ich zum Kotzen.

Wie können Menschen eine bestimmte Personengruppe so abgrundtief hassen? Warum?

 

Ich bin zufällig Deutsche, weil zufällig mein Papa undzufällig meine Mama auch welche sind.

Und jetzt? Kann ich das beeinflussen? Ich glaube doch kaum!

 

Ich finde das Buch super geschrieben, es lässt sich flüssig lesen und man hat

keine Probleme die Protagonisten auseinander zu halten. Bei verschiedenen

handelnden Personen war meine Haltung eher misstrauisch, aber man kann sich auch täuschen, wie sich herausstellt.

 

Mir geht das Herz auf, wenn die Gemeinde zusammen steht und

eine Mahnwache vor dem abgebrannten Haus abhält. Das erinnert mich an etliche

Demos, Mahnwachen und Kundgebungen, an denen ich selbst teilgenommen habe.

Die Aussagen, die ich bisher in meiner Rezension getroffen habe, wie z.B. oben zu lesen „Man hört auch immer“,… sind im Buch noch krasser ausgedrückt. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Aussagen auch in der Realität so passieren. Wenn man sich eine Demo von verschiedenen

Organisationen mal live, vor Ort, anschaut, dann weiß man das. Und dann wird

einem schlecht!

Ich finde es toll, dass ein Autor auch auf die aktuelle Gesellschaftspolitik

eingeht, denn auch so lässt sich ein gutes Buch schreiben. Außerdem gefällt

mir, dass es auch nicht hauptsächlich um Asylsuchende geht, sondern eher um den

gegnerischen Pol, die Rechtsradikalen. Man bekommt einen kleinen Einblick, wie

junge Menschen in den Bann solcher braunen Organisationen geraten und wie sich

die Sprösslinge binden lassen.

Meiner Meinung nach liegt es an uns, diese Vorgehensweisen,

Aussagen, Anschläge und Unterdrückungen zu unterbinden. „Wir hätten mehr ……müssen“,

lässt sich immer leicht sagen, wenn etwas passiert. Aber der erste Schritt ist

der, dass wir selbst, du und ich tätig werden müssen.

Ein hohes Gut ist unsere Solidarität, die wir geben können.

Unsere Gesellschaft ist bunt und sie ist vielfältig – und das

soll auch so bleiben.