Es ist Nacht in Kaufbeuren – Neugablonz.
Und bei Nacht können die Feigen ihre Anschläge verüben. Das
Anzünden eines Asylbewerberheims, das in wenigen Tagen eröffnet werden soll,
ist aber auch gerechtfertigt. Denn die Flüchtlinge nehmen uns schließlich die
Arbeitsplätze weg, das Geld und außerdem auch unsere Frauen. Hier ist doch
niemand mehr sicher, wenn sich solches Gesindel in unseren Reihen befindet.
Hier muss ein Exempel statuiert werden.
Genau so werden Jonas und Felix, die beide noch sehr jung
sind, geködert. Gemeinsam mit ihrem Anführer, der das Sagen hat, zündeln sie in
dem Asylbewerberheim.
Viele der Bürger sind schockiert, doch es gibt auch die
Sorte, die sich über den Anschlag freut. Wenige, aber es gibt sie und mit ihrer
„Meinung“ halten sie nicht hinterm Berg.
Die Ermittlungen der Polizei beginnen. Vincent Zeller,
Kriminalhauptkommissar, wird mir dem Fall betraut. Vanessa Vauban wird, neben
drei anderen Kollegen, auch in die Ermittlungen mit einbezogen. Eine Frau, die
das Sagen hat? Ernsthaft? Auch das scheint einigen Bürgern nicht zu schmecken.
Aber wo denken wir auch hin, wenn Frauen in der heutigen Zeit
Führungspositionen haben? Kann das überhaupt was werden?
Im Zuge der Ermittlungen muss Vincent Oberbürgermeister
Zeller besuchen und darf ihn auf eine Stadtratssitzung begleiten. Und wie das
so ist, besteht der Stadtrat aus etlichen Parteien. Auch Hans Gerets ist
Mitglied und vertritt die „Aktive Partei Kaufbeuren“. Als es zur Abstimmung
kommt, ob das Asylbewerberheim wieder renoviert werden soll, platzt Gerets der
Kragen. Weil „man hört ja auch immer“, dass die Flüchtlinge nur Probleme
machen. „Man hört auch immer“, dass sie die Frauen vergewaltigen und „man hört
auch immer“, dass sie klauen. Trotzdem beschließt der Stadtrat die Renovierung.
Die Solidarität vom Großteil der Bürger ist groß, es wird
eine Mahnwache abgehalten, außerdem werden die Asylsuchenden vorübergehend
woanders untergebracht und das Dorf unterstützt, wo es nur kann. Die Stadt setzt
ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit – jetzt erst recht.
Damit ist aber noch lange kein Happy End in Sicht.
Wer greift zu solch drastischen Maßnahmen und verursacht
drei weitere Anschläge, bei denen mehrere Leute ums Leben kommen und etliche
verletzt werden? Hat das alles etwas mit dem Wiederaufbau des Asylbewerberheims
zu tun? Oder laufen hier zwei parallele Geschichten?
Ein Buch, was mich wirklich teilweise sehr wütend gemacht hat. Ich habe die Geschichte auf meinem eBook-Reader gelesen. Schon bei Lesestatus 2% hatte ich den Eindruck, ich muss mich beherrschen, um nicht komplett aus der Haut zu fahren.
„Deutschland soll den Deutschen gehören“, als Schlachtruf zu benutzen, wenn man gerade ein Asylbewerberheim anzündet, finde ich zum Kotzen.
Wie können Menschen eine bestimmte Personengruppe so abgrundtief hassen? Warum?
Ich bin zufällig Deutsche, weil zufällig mein Papa undzufällig meine Mama auch welche sind.
Und jetzt? Kann ich das beeinflussen? Ich glaube doch kaum!
Ich finde das Buch super geschrieben, es lässt sich flüssig lesen und man hat
keine Probleme die Protagonisten auseinander zu halten. Bei verschiedenen
handelnden Personen war meine Haltung eher misstrauisch, aber man kann sich auch täuschen, wie sich herausstellt.
Mir geht das Herz auf, wenn die Gemeinde zusammen steht und
eine Mahnwache vor dem abgebrannten Haus abhält. Das erinnert mich an etliche
Demos, Mahnwachen und Kundgebungen, an denen ich selbst teilgenommen habe.
Die Aussagen, die ich bisher in meiner Rezension getroffen habe, wie z.B. oben zu lesen „Man hört auch immer“,… sind im Buch noch krasser ausgedrückt. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Aussagen auch in der Realität so passieren. Wenn man sich eine Demo von verschiedenen
Organisationen mal live, vor Ort, anschaut, dann weiß man das. Und dann wird
einem schlecht!
Ich finde es toll, dass ein Autor auch auf die aktuelle Gesellschaftspolitik
eingeht, denn auch so lässt sich ein gutes Buch schreiben. Außerdem gefällt
mir, dass es auch nicht hauptsächlich um Asylsuchende geht, sondern eher um den
gegnerischen Pol, die Rechtsradikalen. Man bekommt einen kleinen Einblick, wie
junge Menschen in den Bann solcher braunen Organisationen geraten und wie sich
die Sprösslinge binden lassen.
Meiner Meinung nach liegt es an uns, diese Vorgehensweisen,
Aussagen, Anschläge und Unterdrückungen zu unterbinden. „Wir hätten mehr ……müssen“,
lässt sich immer leicht sagen, wenn etwas passiert. Aber der erste Schritt ist
der, dass wir selbst, du und ich tätig werden müssen.
Ein hohes Gut ist unsere Solidarität, die wir geben können.
Unsere Gesellschaft ist bunt und sie ist vielfältig – und das
soll auch so bleiben.