Ich soll nicht lügen - Sarah J. Naughton

Das Glück für Jody und Abe könnte nicht größer sein. Sie führen eine wunderbare Beziehung und wollen demnächst heiraten. Beide haben keinen Kontakt mehr zu den jeweiligen Familien, aber das stört sie nicht weiter, sie wollten es so, 

Das Glück der Beiden hält nicht lange an, denn seit Abe in ihrem Wohnhaus 12 Meter in die Tiefe gestürzt ist, liegt er im Koma. Er hat versucht sich das Leben zu nehmen, Die Aussichten für Abe stehen schlecht, deshalb wird seine Schwester Mags benachrichtigt, die sich auf den Weg macht, um sich von ihrem Bruder zu verabschieden. Abe, der sich beruflich um pflegebedürftige Menschen kümmert und Mags, die Anwältin ist, haben sich im Laufe der Zeit emotional so weit voneinander entfernt, dass Mags keinerlei Gefühle verspürt, als sie Abe im Krankenhaus besucht und dort zum ersten Mal auf Jody trifft. Abe und Mags hatten keine schöne Kindheit, sie wurden vom eigenen Vater zu Feinden erzogen und Jody wuchs in einem Heim auf, So hat Mags keine Zweifel daran, als Jody vom märchenhaften Kennenlernen und der Bilderbuchbeziehung erzählt.

Mags wohnt für die Zeit ihres Besuches in Abes Wohnung. Doch schon beim ersten Betreten der alten Kirche, in der jetzt Wohnungen für Junkies, Alte, psychisch labile Menschen und Asylsuchende sind, kommen ihr Zweifel. Auch Jody scheint etwas zu verbergen. Sie hat überall blaue Flecken und eine aufgeplatzte Lippe. Hat sie ihren Bruder gestoßen, weil sie sich gegen ihn wehren wollte? War Abe vielleicht gewalttätig?

Auf Nachfragen von Mags behaupten alle Bewohner weder was gehört, noch gesehen zu haben. Nur wie kann das sein, wenn Mags in der Wohnung im vierten Stock jedes gesprochene Wort aus den Wohnungen von Etage Nummer eins hört?

 

Die Polizei hält den Vorfall für einen Suizidversuch.

Nachdem Mags einen Einbrecher in der Wohnung auf frischer Tat ertappt und einen anonymen Brief mit der Botschaft "Sie lügt Sie an"erhält, ist für Mags eines klar: Ihr Bruder hat auf keinen Fall versucht sich umzubringen.

Mira, eine Nachbarin, die ursprünglich aus Albanien stammt, scheint etwas zu wissen und schnell verhärtet sich der Verdacht gegen Jody. Nur wie kann so eine kleine, zerbrechliche Person jemanden wie Abe über das Geländer stoßen? Irgendwas scheint an der ganzen Situation faul zu sein.

 

Mags Gefühle gegenüber ihrem Bruder ändern sich, denn im Zuge ihrer Nachforschungen erfährt sie immer wieder, was für ein liebevoller Mensch ihr Bruder war und fängt an Liebe und Zuneigung für ihren sterbenden Bruder zu empfinden.

Doch ein brisantes Detail passt ganz und gar nicht ins Bild. Mags wusste es bisher nicht, aber Abe war homosexuell. Sie weiß es von der Nachbarin, um die sich Abe gekümmert hat und auch die Bilder auf seinem Laptop lassen keinen andere Möglichkeit zu. Welches Spiel spielt also Jody, was weiß Mira über die ganze Angelegenheit und wer hat Abe wirklich ermordet und vor allem warum?

 

Das Autorin Sarah J. Naughton beschreibt in ihrem Buch eine Geschichte, von der ich zuerst nicht wusste, was ich davon halten soll. Zu Beginn fand ich es schwierig Verbindungen zu ziehen zwischen den einzelnen Personen, aber auch weil ich die ersten Kapitel nicht richtig in Verbindung mit der Geschichte bringen konnte. Erst ist die Rede einer Silvesternacht, es werden auch Namen genannt, die bis auf die letzten paar Seiten, nicht mehr auftauchen. Sinn ergibt es erst ganz zum Schluss, nur das war Etwas, was mich die ganze Zeit während des Lesens beschäftigt hat. 

Es ist auch öfter die Rede von einem kleinen Mädchen, das schlimm misshandelt wird, dem gedroht wird und emotional erpresst wird und das schon im Grundschulalter. 

Erst ganz zum Schluss auf den letzten 50 Seiten fügt sich das Buch zu einer kompletten Geschichte zusammen, bei der man erkennt, dass in diesem Buch eigentlich drei Geschichten erzählt werden. 

 

Die Veränderung während der ganzen Geschichte, die sich bei Mags zeigt, ist spürbar. zu Beginn hat sie keine Gefühle für ihren Bruder, dass er im Koma liegt, lässt sie völlig kalt. Doch im Laufe der Story verändert sich Mags. Durch die Gespräche mit Bekannten und Freunde von Abe, beginnt sie ihn zu lieben und möchte unter allen Umständen die Situation aufklären.

Eine solche Erfahrung einen Bruder zu lieben, wünsche ich jedem! Auch ich selbst habe einen Bruder und würde für ihn durch´s Feuer gehen. Deshalb konnte ich mich anfangs mit Mags nicht unbedingt anfreunden, was sich aber relativ schnell wieder gelegt hat.

 

Meine Beschreibung des Buches ist relativ knapp gehalten, da es so viele Wendungen in dem Buch gibt, die ich Euch nicht vorweg nehmen möchte.

Die Story lässt sich gut lesen, auch wenn man Abends alleine zuhause ist und Nachts noch schlafen möchte. Eher würde ich sie als spannend beschreiben, da man unbedingt wissen möchte, was Abe zugestoßen ist, welche Auswirkungen die Vergangenheit von Jody heute immer noch auf sie hat und wieso Abe und Mags ein so schlechtes Verhältnis zueinander haben?

Die Spannung keiert die Autorin durch immer wiederkehrende kleine Andeutungen und verrät doch nicht so viel, wie gesagt, bis zum Schluss.

Auf einer Skala von 1 - 5 würde ich dem Buch 4 Punkte geben und es ohne Bedenken weiter empfehlen.