Tausend kleine Lügen - Liane Moriarty

Jane, 24 und alleinerziehende Mutter, zieht mit ihrem Sohn Ziggy nach Pirriwee. Kennen tun sie dort niemanden. Und genau das ist gut so. 

Jane hat es mit Vertrauen und Freunden nicht so, genau aus diesem Grund ist sie seit Ziggys Geburt alle sechs Monate umgezogen. Jedes Mal hatte Jane die Hoffnung auf ein funktionierendes Leben, doch nichts hat wirklich funktioniert.

Doch jetzt soll Ziggy eine Heimat bekommen, eine Vorschule besuchen und Freunde finden. 

Auf dem Weg zum Infotag der Vorschule lernen die Beiden Madeline kennen. Sie ist vierzig, hat drei Kinder und die Mütter verstehen sich auf Anhieb. Auch Celeste, Madelines Freundin, mag Jane und die Beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht die jüngere Jane im Dorf zu integrieren und Freundinnen für sie zu sein. Doch Beide haben auch ihre eigenen Probleme. Cleste´s Mann Perry ist ständig auf Reisen, da hilft es auch nichts, wenn sie sich um Geld keine Gedanken machen muss. Um ihre zwei Zwillingsjungs muss sie sich alleine kümmern und auch sonst scheint die schöne Celeste mit ihren Gedanken weit weg zu sein.

Madeline hat mit ihren drei Kindern auch alle Hände voll zu tun. Abigail, die im Teenageralter ist, möchte zu ihrem Vater ziehen, der neu verheiratet ist und wieder eigene Kinder hat. Ausgerechnet dieses Kind geht mit Madelines Jüngster nun gemeinsam in die Vorschule. 

Jane wird der Umzug in die neue Heimat nicht leicht gemacht. Am Infotag der Vorschule beschuldigt ein Mädchen ihren Sohn sie gewürgt zu haben. Beweise gibt es keine, genau so wenig für die Mobbinganschudigungen gegen Ziggy, die während der ersten Vorschulwochen passieren.

Wer kennt sie nicht? Die Helikoptereltern. Und davon gibt es in diesem Ort genau so viele, wie Sand am Meer. Es werden Unterschriftensammlungen gemacht, mit dem Zweck, Ziggy vom Unterricht auszuschließen. Madelines Tochter will ihre Unschuld im Internet für einen guten Zweck versteigern, Celeste überlegt sich, ob sie sich von ihrem Mann trennen soll, der sie immer wieder schlägt. Also es ist genau so, wie es in einem Dorf eben zugeht, Jeder redet über jeden und jeder weiß alles besser und der ein oder andere dichtet sich eben noch was zur Geschichte dabei, was ihm gerade noch haarsträubendes einfällt.

Doch dass diese Geschichte mit einem Mord endet, der auf alle Geschichten der einzelnen Personen und Schicksale aufbaut, die erzählt werden, ist natürlich selten. 

Wer Ziggys Vater ist, wirft auch Fragen auf und wieso versucht Jane in der Masse unterzugehen und verwandelt sich zunehmend in ein Nichts? Ja, in einem Dorf wird viel geredet. Aber in jedem Gerücht steckt auch ein Fünckchen Wahrheit. 

Und ist es am Ende nicht so, dass eine Gemeinschaft, wenn es hart auf hart kommt, wie bei einem Mordfall, zusammenhält?

Madeline ist mit ihrer Wut auf ihren Exmann beschäftigt, Celeste richtet sich eine geheime Wohnung ein und ihr Plan den Ehemann zu verlassen nimmt immer mehr Farbe an. 

Jane versucht zu beweisen, dass Ziggy nicht gewalttätig ist und keine Züge von seinem Erzeuger geerbt hat, alle müssen sich gegen die Mütterelite behaupten und keiner durchblickt die wirklichen Probleme und tausend kleine Lügen des Anderen - bis zum Quizabend der Schule, an dem alles, aber wirklich alles, aus dem Ruder läuft. Lautes Geschreie in der Halle, alkoholisierte Menschen, die sich prügeln, Mütter, die sich ankeifen, weil jeder die Beste sein will, streitende Personen auf dem Balkon, Handgreiflichkeiten, Schläge, Anschuldigungen, 132 Menschen, doch keiner hat etwas gesehen...

 

 

Ich muss sagen: ein wirklich amüsantes Buch. Man muss sich nicht wirklich konzentrieren, um die Namen und Charaktere auseinander zu halten, da jede in diesem Buch eine so ausgeprägte und eigene Persönlichkeit hat, dass man sie leibhaftig vor sich sieht.

Die Geschichte selbst beginnt mit dem Quizabend und Ermittlungen einer Polizeibeamtin. Das Buch beginnt also mit dem Ende, ohne zu verraten, was wirklich passiert ist. 

Die Story bezieht sich im weiteren Verlauf immer auf die Wochen vor dem Abend und tastet sich so immer näher zu dem eigentlichen Ereignis ran. Zwischendrin finden immer wieder Befragungen einzelner Personen statt, die, wie ich finde, ziemlich witzig sind. Man kann wunderbar sehen, wie Gerüchte und Falschaussagen entstehen, wenn man selbst keine Ahnung hat, von was man spricht.

Die Entwicklungen der drei Hauptfiguren Jane, Madeline und Celeste sind von Kapitel zu Kapitel spürbar und die Unterstützung und den Halt, die sich die drei gegenseitig geben, bewundernswert.

Es ist kein Thriller im klassischen Sinne, In diesem Buch steckt viel Witz und auch eine sarkastische Übertreibungen im Bezug auf übermotivierte Eltern. 

Auf der anderen Seite behandelt es sehr ernst Themen, wie häusliche Gewalt. 

Die Abwechslung zwischen Witz und Ernst tut gut und ich kann Euch das Buch mit guten Gewissen weiter empfehlen.