Die gute Tochter - Karin Slaughter

Samantha und Charlie Quinn haben es nicht leicht. Der Vater Rusty ist Anwalt und die Mutter Gamma wird im Dorf eher als Außenseiterin gesehen. Durch Rusty werden die beiden Mädchen immer wieder mit Situationen konfrontiert, die bei 13, bzw. 15-jährigen Mädchen schweren Schaden anrichten können. Als Anwalt vertritt Rusty diejenigen, die sonst keine Hilfe bekommen, Mörder, Vergewaltiger, Asoziale, also Menschen der übelsten Sorte. Er gilt als Anwalt der Verdammten und Rusty ist gut in einem Job. 

Leider stößt es bei vielen Menschen auf Unverständnis, wenn Rusty einen dunkelhäutigen Mann aus dem Gefängnis frei bekommt, auch wenn er unschuldig ist. 

Das Haus der Quinns wird niedergebrannt und die Familie steht vor dem Nichts. Manche Menschen sind der Ansicht, dass auch dieser Schicksalsschlag nicht ausreicht und so stehen eines Abends zwei maskierte Männer vor der Tür. Gamma wird diesen Abend nicht überleben. Abgesehen davon findet Sam, dass sie sich den ganzen Tag über schon seltsam verhält. Wieso versucht ihre Mutter Sam einzureden, dass sie als ältere Schwester die Aufgabe hat auf Charlie aufzupassen?

Und genau das tut Sam, als die Beiden von den maskierten Männern in den Wald entführt werden. Sam überredet Charlie dazu zu fliehen, bevor sie selbst niedergeschossen und vergraben wird. Charlie tut das einzige, was sie kann. Sie rennt.

Ist es Glück oder Pech, dass die Mädchen die Maskierten erkannt haben? Es waren die Culpepper Brüder, die mit dem Vater eine Rechnung zu begleichen haben. Zachariah Culpepper wird durch die Aussage von Charlie ins Gefängnis gebracht und der Bruder Daniel, aus Notwehr eines Beamten, erschossen. Doch die restlichen Culpepper Geschwister werden es Charlie in der Schule nicht leicht machen und sie auch die Nacht nicht vergessen lassen.

Charlie hat es geschafft sich ihr Leben wieder aufzubauen und das Grauen der Nacht, die mittlerweile fast 30 Jahre her ist, halbwegs hinter sich zu lassen. Glaubt sie jedenfalls. 

Als sie ihrem One-Night-Stand "Huck" das vertauschte Handy bringen will, gerät sie in eine Schießerei in der Schule, an der Huck arbeitet. Da sie selbst als Anwältin arbeitet, filmt sie die Misshandlungen der Polizei an der mutmaßlichen Attentäterin Kelly. Doch in einem Dorf, wie ihrem, lässt sich die Polizei nicht erpressen. Sie wird selbst zum Opfer von Polizeigewalt. 

Rusty ist der Anwalt von Kelly, doch als er vor seinem Haus niedergestochen wird, steht es um ihn nicht gut.

Charlie muss nun ihre Schwester informieren und die Dinge nehmen einen schrecklichen Lauf, den so niemand erwartet. Charlie muss sich wieder mit der besagten Nacht auseinandersetzen und auch mit dem Schicksal ihrer Schwester.

Ich muss ehrlich sagen, dass Karin Slaughter eine meiner Lieblingsautoren ist und ich mich deshalb ziemlich auf das Buch gefreut habe. 

Vor dem Buch "Die gute Tochter" habe ich die Vorgeschichte "Ewiger Atem" gelesen. Man erfährt schon ein wenig etwas über die Hauptfigur Charlie, ohne dass die Vorgeschichte zu sehr auf die Handlung des eigentliches Buches eingeht.

Das Buch "die gute Tochter" springt einige Male in der Zeit, sodass man die Sicht der Nacht, in der die Mutter von Charlie und Sam ermordet wurde, aus beiden Sichtweisen der Töchter nachvollziehen kann. 

Die Nacht wird von beiden Töchtern weitestgehend verdrängt, was man angesichts der damaligen Geschehnisse, auch nachvollziehen kann und doch gibt es einige Dinge, die zu Beginn nicht vollständig erzählt werden und man erst gegen Ende des Buches erfährt. Die Geschichte darüber, was wirklich in der dieser Nacht passiert ist, hat mich zum Weinen gebracht. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass Geschwister, die vorher so ein enges Verhältnis zueinander hatten, solche Geheimnisse für sich behalten können und alleine, ohne mit jemandem darüber zu reden, diese Last tragen können.

Das war aber nicht das einzige Mal, dass das Buch in mir körperliche Gefühle ausgelöst hat. Die Geschichte, bei der Sam im Wald vergraben wird und sie aus ihrer Sicht erzählt, wie sie versucht sich aus ihrem Grab zu befreien, raubte mir quasi den Atem und ich konnte die Enge, von der Sam umgeben war, körperlich spüren. Das schaffen meiner Meinung nach nicht sehr viele Autoren, zumindest bei mir nicht.

 

Oft habe ich mich gefragt, was diese Nacht mit der Schießerei an der Schule zu tun hat, denn das ergibt nicht sofort einen Sinn und doch gibt es einen. Erst einmal durch Mrs. Pinkmann, damals Heller. Charlie klopfte in besagter Nacht, als sie geflohen ist an ihrer Tür und auch bei der Schießerei ist die als Lehrerin mitten im Geschehen. Auch Huck scheint etwas zu verbergen zu haben, wieso sollte er sonst Falschaussagen gegenüber der Polizei machen oder ablehnend reagieren, als er erfährt, wer Charlie wirklich ist.

Es ist faszinierend, wie Charlie versucht ihre Ehe mit Ben wieder auf die Reihe zu bekommen. Ich frage mich, wieso die Menschen erst verstehen, was sie eigentlich hatten, wenn es schon längst zu spät ist. 

Die zentrale Frage des Buches: Was ist in der Nacht wirklich geschehen und welche Auswirkungen hat die Nacht auf das Leben aller Beteiligten hat die Autorin am Ende des Buches wirklich super spannend aufgeklärt und ich bin völlig begeistert davon.

Ich könnte noch ewig über das Buch berichten, aber ein wenig Spannung muss für Euch ja auch noch bleiben :)

Eines kann ich mit Gewissheit sage: Wer die Bücher von Karin Slaughter kennt, wird auch von diesem nicht enttäuscht.